SALUKIS ZUCHT

 

1. Was bedeutet Zucht

2. Züchter

3. Zuchthygiene

3.a. Die Umgebung

3.b. Der Zuchtrüde

3.c. Die Zuchthündin

3.d. Zyklen / Läufigkeit

3.e. Der richtige Zeitpunkt

3.f. Der Deckakt

3.g. Die Libido

3.h. Die Trächtigkeit

3.i. Folsäure und Folsäuremangel

4. Die Geburt

5. In der Wurfkiste

6. Beginn der Sozialisationen / Prägephasen

6.a. Die erste Phase der Sozialisation, der blinde Saugwelpe

6.b. Die zweite Phase der Sozialisation, Welpe

6.c. Urvertrauen

6.d. Die dritte Phase der Sozialisation, Junghund, erwachsener Hund

7. Trockene / weiße / Läufigkeit

8. Pyometra

9. Eingriffe in den Hormonhaushalt der Hündin

9.a. Wegspritzen der Läufigkeiten

9.b. Nidationsverhinderung

9.c. Interruptio

9.d. Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation

10. Vererbung

11. Epigenetik

 

 

1. Was bedeutet Zucht?

Die Zucht von Hunden ist weitaus mehr, als sich Rüde und Hündin paaren zu lassen. Das können die auch ohne unser Zutun.

Zucht bedeutet im Falle der Rasse Saluki, aber auch verwandten Rassen, verantwortungsvoll mit den Tieren einer anderen Kultur umzugehen. Diese seit Jahrtausende durch selektive Auswahl an ihren ursprünglichen Lebensraum und damit verbundenen Jagdleistungen angepaßten Geschöpfe haben sich zu perfekten Helfern ihrer Menschen im Orient und Asien entwickelt. Es gibt an ihnen nichts zu verbessern, aber leider zu verschlechtern.

Um aber Salukis in ihrem Ursprung zu erhalten, bedarf es vergleichbarer Alternativen zu ihrer traditionellen Lebensform, wie zum Beispiel Windhundrennen und Coursings, bei denen das Fluchtverhalten eines Hasen über entsprechende Technik simuliert wird. Hier können die angeborenen Eigenschaften gepflegt und erhalten werden.

Zucht bedeutet, Achtung vor der Kreatur zu empfinden, ihrer Geschichte und den Menschen, die diese wundervollen Geschöpfe über Jahrtausende hinweg zu dem gemacht haben, was sie im 20. Jahrhundert waren, als wir im Westen die Weiterzucht aufnahmen. Die Achtung ist bereits dort zu bezweifeln, wo aus diesen ursprünglichen Geschöpfen ein hier angepaßter, unseren sich stets wandelnden Schönheitsidealen nachempfundener Windhund gezüchtet wird, der nur noch als Dekoration zu bewundern weiß, und sich nicht mehr an seine ursprünglichen Aufgaben erinnern kann.

 

2. Züchter

Wer sich der Zucht dieser wundervollen Geschöpfe hingeben möchte, sollte zunächst einmal einige Jahre warten und lernen, lernen, lernen. Damit ist nicht nur das auswendig Lernen von Ahnentafeln gemeint, es steckt weitaus mehr dahinter. Fatal ist es, wenn jemand so gerne ein Junges von seiner Hündin oder Rüden möchte, weil die doch soo süß sind. Oder aber, man interpretiert zwingerblind etwas in einen Hund hinein, der sich lausig vererbt, aber das fällt nicht auf, weil man ihn durch eine rosarote Brille sieht. Solch eine Zwingerblindheit ist die beste Voraussetzung dafür, eine Zucht in den Sand zu setzen. Liebe zu seinem Hund allein ist keinesfalls ein Grund, diesen Hund sich vermehren zu lassen.

Am Anfang steht das Auge des künftigen Züchters. Er muß die Anatomie im Zusammenspiel mit der Bewegung, und damit das leistungsmäßige Potential des Hundes erkennen, aber auch die Begründung wissen, warum ein stark gewinkelter Salukis so schön schwebend traben kann. Wenn dann noch der Kopf schön und stolz hoch getragen wird, sieht es eye catching aus, solche Hunde gewinnen häufig auf Ausstellungen.

Hier handelt es sich jedoch um die korrekt gewinkelte Ch. Mamnouna's Juwayryyjah, die auch einen sehr schönen Eindruck im Ausstellungering zu hinterlassen weiß.

Doch stark gewinkelte Salukis sind fast immer durchschnittlich langsamer, als die Durchschnittsgeschwindigkeit von knapper gewinkelten. Stark gewinkelte Salukis können Kurven z.B. beim Coursing nicht so schnell meistern, die Kraftübertragung dauert nicht nur zu lange, sie ist ferner nicht ökonomisch und daher kräfteraubend.

Zu knapp gewinkelte Saluki haben ähnliche Probleme, wie die zu stark gewinkelten. Nur federt hier nichts über die Winkelungen der Gelenke nach, Stöße werden unabgefedert bis zur Wirbelsäule übertragen, was möglicher weise im Alter eine Spondylose begünstigen kann.

Ein guter Hund hat keine Farbe, man sollte demnach nicht eigene Farbpreferenzen zugrunde legen, sondern die allgemeine Qualität des Hundes, ungeachtet seiner Farbe.

Doch das sind alles nur Äußerlichkeiten, das Exterieur. Wir kommen nun zum Interieur, den Charaktereigenschaften und dem Verhalten.

Ein Züchter muß Charaktereigenschaften der Hunde und deren Vorfahren kennen, sie vererben sich weiter, häufig an Farben gekoppelt. Damit meine ich, daß ein grizzle Vorfahr Generationen später einen ähnlich aussehenden Nachfahren hat, der einen ähnlich Charakter, ähnliche Verhaltensweisen, ähnliche Vorlieben oder ähnliche Gestik aufweisen kann. Das kann sich über viele Generationen fortsetzen, und auch einige überspringen. Ferner muß sich diese Ähnlichkeit auch nicht in direkter Linie fortsetzen, sondern kann über eine Seitenlinie vererbt werden. Hier ist ein sehr spannender Ansatz in der Zucht zu beobachen.

Sicherlich hat der Vater Anteil an der charakterlichen Entwicklung seiner Welpen über die von ihm mitgegebenen Gene, auch, selbst dann, wenn er sich nicht an der Aufzucht in Bezug auf Sozialisation beteiligt. Den gleichen genetischen Anteil bringt die Mutterhündin mit. Sie jedoch prägt die Welpen in deren ersten Lebenswochen. Ihr Verhalten wird von den Welpen beobachtet und ungefiltert für später kopiert. Zeigt die Mutter z.B. Angst vor Gewitter, übernehmen es die Welpen, obwohl sie selbst keinerlei schlechte Erfahrungen gesammelt haben. Hier ist nun auch der Züchter gefragt, der die Persönlichkeitsentwicklung der Welpen in die gewünschte Richtung lenken kann, und zwar mit dem Aufbau von Vertrauen, Zärtlichkeit, Trost, Spiel und sanft gesetzten Grenzen.

Im Idealfall hat man die Möglichkeit, die Vorfahren seiner Zuchthunde zu kennen. Darunter verstehe ich auch die Wurfgeschwister der Vorfahren. Man kann dann eher abschätzen, wie die Welpen werden, wie sie aussehen, und welches Potential sie entwickeln können.

Um dafür ein Auge zu entwickeln, bedarf es Jahre der Erfahrung. Zur Erfahrung zählt auch, Rückschläge zu erkennen, hinzunehmen, und Auswege auszuarbeiten. Eigentlich muß man die Entwicklung eines ganzen Wurfes abwarten, um jedesmal neu zu entscheiden, mit welchem Hund man weiter züchten will, und welcher Partner dazu paßt.

 

3. Zuchthygiene

3.a. Die Umgebung

Die künftige Mutterhündin braucht einen Bereich im Haus, der nur ihr gehört, und in dem die Wurfkiste steht. Die Wurfkiste ist rechteckig und soll von der Größe sein, daß sich die Hündin darin liegend lang ausstrecken kann. Drei Seiten sind hoch, vielleicht 50 cm, eine vordere Seite nur 30 cm. In der Höhe von etwa 12 - 15 cm wird rings herum innen ein Kantholz angebracht um möglichst zu verhindern, daß sich die Mutterhündin aus Versehen auf einen Welpen legt und ihn erdrückt. Die Unterlage in der Wurfkiste muß weich und sauber sein, mehrmals täglich gewechselt, weil die Hündin noch einige Wochen lang den sog. Wochenfluß hat und aus dem Uterus blutet.

Der Züchter soll Zeit haben, in den ersten 14 Tagen stets bei der kleinen Familie zu bleiben.

Nach etwa 2 Wochen ist die Gefahr vorüber, daß Welpen aus Versehen totgequetscht werden. Die Mutterhündin braucht neben der Wurfkiste einen Hochsitz für sich allein, eine Couch oder Sessel, wo sie sich auch einmal später von ihren Welpen absentieren kann, ohne diese aus den Augen lassen zu müssen.

Mit etwa 3 Wochen können die Kleinen kurz mit ihrer Mutter unter Aufsicht nach draußen, abhängig vom Wetter. Teile des Ausgangs sollen wettergeschützt sein, also keine direkte Sonneneinwirkung, wenn es heiß ist, kein Regen oder starker Wind.

Hier ist das Saluki Mädchen 22 Tage alt und unter Mamis Aufsicht das erste Mal draußen.

Um den Auslauf auch sicher zu gestalten, sollte man ihn mit Salukiwelpenaugen betrachten. Man ahnt gar nicht, welche Unfallrisiken es gibt.

Sträucher mit kleinen Astgabelungen, herrlich, da herum zu klettern, und unversehens hängt ein Welpe fest, kann sich die Nieren und Nerven quetschen.

Aber auch z.B. Telefonkabel, die in einer Schlaufe hinter irgend welchen Schränken oder Schreibtischen in Bodennähe hängen. Wenn da ein Welpe hinüber steigt, bleibt er unweigerlich mit seinem Bäuchlein hängen. Um sich zu befreien, zappelt er, und kann sich hoch drehen. Dabei werden der Bauch und die Nieren gequetscht. All diese Gefahrenquellen muß der Züchter im Vorfeld erkennen und beseitigen.

Die beiden o.g. Unfälle habe ich selbst erlebt und konnte sofort einschreiten, weil ich dabei war, ohne daß etwas geschah. Folgende Begebenheit wurde mir berichtet.

Ein niedriges Möbel, eine Kiste Bier, oder irgend ein Gegenstand, auf den ein Welpe leicht herauf krauchen kann, weil vielleicht niedrigere Gegenstände daneben stehen, der einen Wandabstand von wenigen cm hat? Nun rutscht der etwas dünnere, weiche Körper in den Wandabstand, das kleine Köpfchen bleibt aber hängen, weil es dicker und knöchern ist, also nicht weich nachgeben kann. Der Welpe erhängt sich somit und stirbt qualvoll, wenn er nicht rechtzeitig entdeckt wird.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, immer wieder muß man seinen Blick schweifen lassen, und eventuelle Gefahrenquellen erkennen.

Oben links im Bild, umrahmt vom hellbraunen Acker und der Dorfstraße liegt die Zuchtstätte Mamnouna's, die grüne Weide ist 1ha groß und 2 m hoch eingezäunt. Es gibt dort einen großen Feldherrenhügel und einen natürlichen Teich.

Das Grünland in der Mitte des Bildes links von der Landstraße bis in etwa rechts von der Schrift sind 9 ha und gehören ebenfalls zur Zuchtstätte.

 

3.b. Der Rüde

Wenn man einen passenden Rüden für eine Hündin ausgesucht hat, dann ist es selbstverständlich, daß dieser keinerlei Parasiten trägt.

Häufig haben Rüden aber auch einen Vorhautkatarrh, der sich in einem am Penis hängenden gelblich grünen Tropfen zeigt. Diese lokale Infektion nennt man auch "Hundetripper", und sie ist behandlungsbedürftig. Dazu kann man eine auf Anordnung hergestellte Rivanollösung bereiten ( auf die richtige Konzentration achten! ) , die mit einer Plastikspritze ( ohne Kanüle ! ) aufgezogen, und zwischen Penis und Vorhaut gespritzt wird. Dann hält man die Vorhaut eine Weile vorne mit zwei Fingern zusammen, massiert leicht die Flüssigkeit mit der anderen Hand nach hinten. Nach vielleicht einer Minute läßt man los, und die Rivanolflüssigkeit läuft wieder heraus. Dieses Procedere führt man zwei mal täglich durch, bis der Vorhautkatarrh abgeheilt ist.

Macht man das nicht, so besteht die Gefahr, daß sich die Hündin am Rüden infiziert, eine Vaginitis bekommt, nicht tragend wird, und im schlimmsten Falle eine Pyometra ausbilden kann.

 

3.c. Die Hündin

Die Hündin muß vor dem Deckakt entwurmt sein. Um in Bezug auf eventuellen Wurmbefall auf der Höhe zu sein, kann man eine Kotuntersuchung selbst machen, will man seine Hunde nicht mit zu vielen Medikamenten belasten.

Bei einer größeren Zuchtstätte lohnt sich die Anschaffung eines Mikroskopes, weil man dort diese Untersuchung selbst vornehmen kann: Man nimmt dazu eine gesättigte Salzlake ( im warmen Wasser aufgelöstes Kochsalz in der Menge, bis das Wasser so salzig ist, daß sich kein weiteres Salz mehr auflösen kann ). Dort hinein gibt man etwas Kot von dem zu untersuchenden Hund und wartet 24 Stunden ab. Auf einem Glasträger bringt man etwas Oberflächensalzwasser, dort schwimmen dann die mikroskopisch keinen Wurmeier, sofern es sie gibt und untersucht diesen Tropfen.

Ist die Zuchthündin nicht entwurmt, gibt sie über ihre Milch Würmer an ihre Welpen weiter.

Die Hündin benötigt ferner einen kompletten Impfschutz, weil sie ihre Antikörper gegen mögliche Infektionen ebenfalls ihren Welpen über die Milch für deren erste Lebenswochen weiter gibt. Dieser Schutz hält in etwa so lange an, bis der Welpenkörper selbst in der Lage ist, Antikörper zu bilden, also mit ca 8 Wochen. Das ist auch der Grund, daß in dem Alter die ersten Impfungen vorgenommen werden, vorher ist es nutzlos, weil der Babykörper damit nichts anfangen kann.

 

3.d. Zyklen

Eine Läufigkeit dauert ca 3 Wochen. Anfangs schwillt die Vulva sehr stark an, und die Hündin blutet. Nach etwa 1 Woche nimmt die Blutung etwas ab, das Blut wird heller, die Vulva schwillt auch etwas ab. Um den 12 - 14 Tag herum ist die Vulva wieder zur Hälfte abgeschwollen, die Haut wirkt wie zerknittertes Pergamentpapier und die Blutung wird rosafarben.

Jetzt ist die Standzeit, und für ca 48 - 72 Std. ist die Hündin deckbereit. Diese Zeit nennt man Standzeit, weil die Hündin dann "steht". Die Standzeit kann auch bereits früher und auch später kommen, ich persönlich habe bei Salukis von einem 8. und einem 28. Tag gehört, aber beides ist nicht die Norm.

Wird die Hündin nicht gedeckt, versiegt allmählich das immer heller werdenden Blut, die Vulva ist wieder klein und glatt. Die nun folgenden 10 Tage ist die Hündin noch sehr leistungsstark, danach sinkt ihre Leistungsfähigkeit rapide ab. Es ist zeitgleich mit dem Übergang der Niederträchtigkeit zur Trächtigkeit. Das kann man besonders an den auf der Rennbahn gemessenen Zeiten ablesen. Alle Hündinnen werden scheinträchtig, bei manchen ist es nicht sehr ausgepägt, bei anderen sogar mit einer enormen Milchproduktion verbunden. Beide Varianten können im Laufe der Jahre bei ein und derselben Hündin vorkommen. Manche Hündinnen werden um den imaginären Wurftag herum zickig, das Risiko, daß sie auf der Rennbahn raufen, ist dann nicht von der Hand zu weisen.

Der imaginäre Wurftag errechnet sich ab der Standzeit 12. /14. Tag plus 63 Tage mit jeweiligen individuellen Abweichungen. In der Zeit schießt auch Milch ein, mal mehr, mal weniger. Jetzt haben Hündinnen Weltschmerz und können introvertiert sein. Doch sie haben keine Welpen, und es dauert noch etwa 2 - 3 Wochen; und wie man einen Lichtschalter anknipst, so sind sie plötzlich wieder fit, fröhlich und leistungsstark. Man spricht somit von 100 Tagen, in denen man die Hündin im Hochleistungssport nicht einsetzen kann. Nach meiner Feststtellung sind oft die "Hundert Tage" bei jungen Hündinnen kürzer, bei älteren kann es bis zu 120 Tage dauern, bis die alte Kraft wieder zur Verfügung steht.

 

3.e. Der richtige Zeitpunkt

Manche Züchter lassen der Hündin Blut vom Tierarzt abnehmen, um den richtigen Zeitpunkt der Ovulation heraus zu finden. Prima, das kostet Geld und ist sicherlich auch nicht ganz verkehrt, wenn man keinen erfahrenen Rüden in der Nähe hat, der durch sein Verhalten den richtigen Decktag anzeigen kann.

Ich habe festgestellt, daß das Rüdenverhalten der beste Indikator ist, seine Zunge besser, als jedes "Lackmuspapierchen". Manche Züchter schwören darauf, die Hündin zwischen ihren Hüfthöckern zu kraulen, dann nimmt sie ihre Rurte zur Seite. Richtig, nur, viele Hündinnen machen das auch, ohne läufig zu sein, weil es eine erogene Zone ist. Es gibt aber noch einen anderen Trick, den man als Züchter ausprobieren kann. Man hockt sich hinter die Hündin, umfaßt ihre beiden Knie mit den Händen und drückt mit dem Daumen an eine bestimmte Stelle ihrer Muskulatur. Diese richtige Stelle befindet sich wenige cm unterhalb des Sitzbeines in der Rille, die von zwei Muskelsträngen gebildet wird. In der Standzeit nimmt die Hündin bei leichtem Druck mit dem Daumen ihre Rute auch zur Seite, aber eben nur in der Standzeit.

 

3.f. Der Deckakt

Wenn sich die beiden Hochzeiter an der Leine kennen gelernt haben, sodaß der Rüde weiß, wozu er Besuch bekommen hat, läßt man die beiden frei im eingezäunten Grundstück laufen und überläßt sie sich selbst, nicht ohne sie aus der Distanz zu beobachten. Die Hündin setzt mehrere Markierungen, wird den Rüden schnüffen lassen, ihre Rute zur Seite legen und sie wie eine Fahne leicht schwenken, um sie im nächsten Moment wieder einzuklemmen, zu quietschen, und die Flucht zu ergreifen. Ihre Flucht ist aber nicht allzu weit, sie paßt schon noch auf, daß er nach kommt. Doch der Rüde läßt sich damit manchmal ganz schön viel Zeit, weil er ja die Urinmarkierungen der Hündin studieren muß. Dabei tupft er mit versonnenen Augen seine Zungenspitze in das frische Naß, studiert den Hormonstatus und entscheidet, ob sich sein Einsatz schon oder noch lohnt.

Es folgen Phasen, in denen sie längere Strecken vor ihm hertrabt, er hinterher. Dann bleiben sie stehen, um gemeinsam etwas Wichtiges zu beschnüffeln, dann bleiben sie wieder voreinander stehen, machen Spielverbeugungen, weiter geht es mit Galoppstrecken. Dann umkreisen sich im Galopp, bleiben nebeneinander stehen, um sich scheinbar die Umgebung anzusehen, oder um nach Frauchen oder Herrchen Ausschau zu halten.

Sie beschnüffelt ihn an seinem Penis, er hat dagegen nichts einzuwenden, und stolziert wenig später wie ein Gockel um sie herum. Er möchte doch gerne an ihre hintere Seite heran. Dort angekommen, wird sie flugs wieder ihre Rute einklemmen, und mit rundem Rücken 1 1/2 Satz von ihm weg springen. Also muß er sich etwas mehr einfallen lassen. Bei nächster Gelegenheit stellt er sich quer zu ihr hin, und leckt ihren Rücken ab. Das ist für sie ein wunderschönes Gefühl, und sie zuckt mit ihrer Rückenschwarte vor und zurück. Dabei wird sie wieder zu einer kleinen "Winkerkrabbe", ihre Rute wird wieder geschwenkt.

Nun dreht der Rüde, ihren Rücken weiterhin liebkosend, hinter die Hündin, und wenn die nun nicht mehr flieht, reitet er auf. Dazu umklammert er ihren Bauch mit seinen Vorderbeinen, seine Daumenkrallen wirken dabei unterstützend ( hier ist auch einer von vielen Gründen zu sehen, daß die Amputation der Daumenkrallen zu Recht verboten worden ist ). Es klappt nicht immer, daß der Rüde penetrieren kann, aber dann werden die Versuche eben wiederholt, bis es klappt.

Konnte der Rüde penetrieren, geschieht etwas sehr Merkwürdiges, was aber seine Ursache in der Anatomie hat. Der Penis des Rüden weist einen Knochen auf, zusätzlich hat er seitliche Schwellkörper. Weiter hinten kann er einen sog. Knoten ausbilden, eine runde Schwellung fast rings um seinen Penis. Dieser Knoten wird mit in die Scheide eingeführt, schwill dort an, und ein Ringmuskel der Hündin umschließt diesen Knoten, sodaß er sich nicht mehr von ihr lösen kann. Zwar hat er jetzt schon ejakuliert, aber da die Cervix ( Muttermund ) der Hündin so weit oben fast hinter dem Rippenbogen liegt, hätten die Spermien einen zu weiten Weg, bis sie den Uterus durchqueren können bis hin zu den Adnexen ( Eierstöcken ), wo die zu befruchteten Ovarien auf sie warten, damit sich diese befruchtet auf den Weg durch die Adnexen bis hin zum Uterus machen, wo sie sich dann in der Uteruswand einnisten können.

Der Rüde muß somit hängen, weil er eine weitere Flüssigkeit in größerer Menge nachschiebt, damit seine Spermien quasi auf dieser Welle schneller und weiter in Richtung Uterus getragen werden. Um sich aber diese benötigte Stellung zu erleichtern, hebt der Rüde ein Hinterbein über den Rücken der Hündin, und so müssen sie Rute an Rute so lange stehen bleiben, bis sich der Ringmuskel der Hündin wieder löst.

Die beiden hängen, neugierig analysiert von einer anderen Hündin.

Im Durchschnitt hängen die Hunde ca. 20 Minuten, in der Zeit können sie sich nicht befreien.

Sie ändern immer wieder ihre Positionen, meist zieht die Hündin den Rüden hinter sich her, manchmal umgekehrt.

Der Penis hat sich um 180° nach hinten gedreht, die Hündin hängt im wahrsten Sinn des Wortes.

Endlich frei, der Rüde geht weg und wird sich putzen, allmählig kann er auch wieder seinen Penis einziehen, da sich der Schwellkörper weitgehend zurück gebildet hat. Die Hündin ist wieder frei, ihr Ringmuskel hat sich gelockert. Das Blut stammt von einer Schleimhautverletzungen, hervorgerufen durch das Ziehen, nicht von der Läufigkeit.

Ein zufälliger Schnappschuß, aber er zeigt die Phase, wo sich andere Hunde gerade wieder trennen können. Die kleinen Schwellkörper im vorderen Teil des Penis des Rüden sind wieder geschrumpft, der Knoten in der Mitte ist ebenfalls wieder kleiner geworden, während dessen sich der Ringmuskel in der Vagina der Hündin wieder gelockert hat. Durch den Knochen im Penis kann der Rüde einmal seinem Penis die benötigte Stabilität geben, aber auch den Penis um 180° in eine rückwärtige Richtung "klappen".

Vergessen Sie also den "Trick mit dem Wassereimer", trennt man Hunde in dieser Phase, kann es zu schlimmen Verletzungen beider kommen !!!

Manche Hündinnen freuen sich dann so sehr, wenn sie wieder frei sind, daß sie ein lautes Freudengeheul anstimmen, sich hin und her wälzen oder springen, die tollsten schönen Gefühlsausbrüche ausleben.

Mache Hündinnen sind aber auch vor dem Deckakt verunsichert, haben Angst davor. In solchen Fällen kann der Züchter sie am Kopf festhalten, beruhigend auf sie einreden, sie streicheln, in der richtigen Position halten, mehr nicht.

Alles, was darüber hinaus geht, ist Tierquälerei, und hat mit Zuchthygiene nichts mehr zu tun! Dazu zähle ich nicht nur das zwangsjackenmäßige Festhalten der Hündin oder von beiden, darunter verstehe ich auch die Zwangskopulation noch vor der Standzeit, weil der "Züchter" nur an Wochenenden Zeit hat, und die Spermien doch bis fast zu einer Woche lebensfähig bleiben.

 

3.g. Libido

Rüden, die eine läufige Hündin in der Nähe wissen, werden alles daran setzen, zu ihr zu gelangen. Manche Rüden onanieren auch, und werden dadurch entspannter und gelassener. Gönnen Sie ihrem Rüden das Vergnügen, wenn er nicht decken soll, es ist ein natürlicher Vorgang, die manchmal merkwürdige Moralvorstellung der Menschen kennen Hunde nicht.

Der Rüde erigiert und hält hinter dem Knoten seinen Penis fest.

Es ist die Stelle, an der sich der vaginale Ringmuskel beim Deckakt um den Penis schließt.

Hinterher wird er gleich sein Ejakulat wegputzen, ist glücklich und zufrieden, und der Besitzer hat eine Weile vor seinem Minnegesang Ruhe.

Auch Hündinnen können mastubieren, das machen sie ähnlich, wie Rüden, aber auch durch Aufreiten.

In diesem Falle ging das Aufreiten von einem Dominanzanspruch aus, jedoch flirten manche Hündinnen um ihre Standzeit herum auch miteinander, machen einen Trampeltanz und reiten abwechselnd gegenseitig auf. Das ist dann sicherlich kein Dominanzverhalten, sondern dient dem Lustgewinn.

 

3.h. Die Trächtigkeit

Durchschnittlich trägt eine Hündin 63 Tage. Gebirt sie vor dem 58. oder nicht bis zum 68. Tag, ist Gefahr im Verzuge und ein Tierarzt zu konsultieren. Zu früh sind die Welpen noch nicht reif, noch nicht voll entwickelt; zu spät sterben sie ab, vergiften durch das aufkommende Leichengift die Mutter. In diesem Fall ist am 68. Tag ein Kaiserschnitt nötig, wenn eine Einleitung zur Geburt nichts bringt.

Die Trächtigkeit wird in drei Phasen eingeteilt: Die Niederträchtigkeit, die Trächtigkeit, und die Hochträchtigkeit. In der Übergangszeit von der Niederträchtigkeit zur Trächtigkeit kann man per Ultraschall feststellen, ob die Hündin aufgenommen hat, oder nicht. Ich persönlich habe es nur bei meinem D Wurf gemacht, sonst nie, weil der Verdacht einer Pyometra bestand, ansonsten keine Veranlassung dazu sah. Ob eine Hündin aufgenommen hat, oder nicht, merkt man auch später, dazu bedarf es nicht des Stresses für die Hündin, nur weil ihr Besitzer neugierig ist.

Ist sie nun gedeckt und tragend, läuft ihr Alltag weiter, wie bisher, mit Spaziergängen und Freilauf. Eine hochwertige Ernährung ist wichtig, besonders muß man darauf achten, daß die künftige Mami auch Folsäure in richtiger Menge zu sich nimmt. Bei Folsäuremangel kann es zu Gaumenspalten oder Wolfsrachen bei den Welpen kommen.

Naqiya am 45. Tag ihrer Trächtigkeit. Sie ist bereits sehr dick.

Naqiya qm 50. Tag ihrer Trächtigkeit mit beängstigenden Ausmaßen

Hier ist Naqiya noch einmal draußen am 50. Tag ihrer Trächtigkeit zu sehen, sie ist viel zu dick und überfrachtet. Das ist allerdings eine Ausnahme und in meiner Zuchtstätte die erste Hündin, die es getroffen hat. Naqiya wurde nur 1x von dem fast 13 jährigen Cappar Chayjam gedeckt, nie hätte ich mit solch einem Resultat gerechnet. Die Geschichte dieses Wurfes ist hier zu sehen:

http://www.mamnounas-salukis.de/hauptseiten/y_wurf_1.html

Sie mögen sich vielleicht wundern, aber all die oben aufgeführten Themen und Begriffe gehören zur Zuchthygiene. Unter Hygiene ist nicht nur Sauberkeit in der Wurfkiste zu verstehen, sondern alles, was ich oben angeführt habe.

 

3.i. Folsäure und Folsäuremangel

Ein Mangel bedingt Gaumenspalten bis hin zur Spina bifida!

wozu dient Folsäure?

Folsäure dient der Blutbildung und Zellteilung. Bei einem Mangel an Folsäure kommt es zur Folsäureanaemie, welche eine Verminderung des Haemoglobins bedeutet. Haemoglobin ist der rote Farbstoff in den Erythrozyten ( roten Blutkörperchen ).

Somit ist Folsäure wichtig lebensnotwendig für jede Zelle, besonders für Zellen, die schnell reproduziert werden wie rote Blutkörperchen oder Zellen der inneren Darmwand. Wichtig für Eisenverwertung, Kohlenhydrat/Proteinstoffwechsel, Nervensystem (pflegt die Fettschutzschicht der Nervenenden ) und guten Appetit. Wirkt mit bei der Gewinnung des Neurotransmitters Acetylcholine.

 

Was kann Folsäuremangel bewirken ?

Bei einer Dünndarmerkrankung ( Zöliakie ), die sich durch ständigen Durchfall äußerst, wird die Aufnahme der Folsäure vermindert, aber auch Antibiotikagaben sowie früher verabreichte Hormone zur Verhütung von Läufigkeiten können einen Folsäuremangel hervorrufen.

Ein Folsäuremangel äußert sich ferner in

Anämie, entzündlichen Veränderungen der Schleimhäute im Mund und Magen-Darm-Trakt, wobei letztere zu Durchfall und Resorptionsstörungen führen, verminderter Bildung von Antikörpern, d.h., es kommt zur Beeinträchtigung der Immunabwehr.

Ein Folsäuremangel unter der Gravidität ( Schwangerschaft / Trächtigkeit ) hat Mißbildungen des / der Ungeborenen zur Folge, nämlich Gaumenspalten im Volksmund Wolfsrachen genannt, bis hin zur Spina bifida, einem offenen Rücken, bei der die Wirbelsäule offen sichtbar ist. Ein Mangel an Folsäure kann aber auch einen Abort oder Resorption der Föten bewirken. Aber auch eine nervöse Hyperaktivität im späteren Leben wird einem Folsäuremangel unter der Trächtigkeit zugeschrieben.

Ein weiterer Risikofaktor ist Arteriosklerose.

 

Symptome:

- Müdigkeit

- blasses Zahnfleisch und Augenlider

- Blutarmut

- Atemnot

- Herzklopfen -rasen

- Blähungen und Diarrhoe ( Durchfall )

- Rhagaden ( Risse an den Leftzen, Maulwinkel )

- Blutungsneigungen

- Sensibilitätsstörungen

- Untergewicht

- Depressionen

- Senilität

 

Vorkommen von Folsäure in folgenden Nahrungsmitteln:

- Rinderleber

- Rindfleisch

- Blattspinat

- Chinakohl

- Fenchel

- Rüben

- Bohnen

- Haferflocken

- Brokkoli

- Rindfleisch

- Hefe

- Kuhmilch

- Nüsse

- Eigelb

- Weizenkeimen

Die Gemüsen müssen püriert, und mit etwas Speiseöl angereichert werden, damit der Verdauungsapparat des Hundes sie aufschlüsseln kann.

Wer es bequem haben möchte, kann sich Folsäure in Tablettenform kaufen, am besten ein Kombinationspräparat mit Vit. B 12 und Vit. B 6.

 

4. Die Geburt

Manche Hündinnen fressen kurz vor der Geburt nicht mehr, und bei manchen geht die Temperatur kurz vorher herunter, sagt man. Ersters habe ich nicht beobachtet, das 2. auch nur selten.

Die Geburt kündigt sich an, weil die Hündin ihr Lager um und um gräbt, dann hechelt sie, ist motorisch unruhig. Diese Phase kann einige Stunden andauern.

Preßwehen zeigen nun die Geburt eines ersten Welpen an. Meistens preßt die Hündin dreimal, dann ist wieder Pause bis zur nächsten Preßwehe. Dabei schiebt sich der Welpe Stück für Stück den Geburtskanal zum Ausgang entlang, bis man die Fruchtblase sehen kann.

Hier preßt die Hündin gerade, welches man an der Rutenhaltung am Ansatz beobachten kann. Allerdings ebbt die Preßwehe hier gerade wieder ab.

Hier zeigt sich bereits ein kleines Pfötchen, den dazu gehörenden kleinen Körper kann man auch bereits ahnen.

Nächste Preßwehe auf ihrem Höhepunkt.

Und schon die nächste. Es wird eine Steißgeburt, nichts Ungewöhnliches bei Hunden. Die Fruchtblase biegt sich etwas nach rechts, weil sich links der kleine Rücken entwickelt und so besser herausgleiten kann. Man kann sehr schön die Blutgefäße in der Eihaut sehen, die die Eihaut für den Welpen versorgt haben.

Nun ist der Welpe fast heraus, aber noch in seiner Eihaut gefangen. Sofort macht sich die Mutter daran, die Eihaut abzulecken.

Über dem Rücken des Welpen kann man die lila farbene Nabelschnur erkennen, die mit dem Uterus über die Placenta verbunden war. Die Placenta muß auch mit heraus kommen. Sie wird von der Mutterhündin gefressen. Sie benötigt dafür so viel Zeit, bis auch der Blutfluß in der Nabelschnur versiegt, und sie von der Placenta, bzw. Mutterkuchen her den Welpen allmählich abnabelt. Dabei kann sie den Welpen sogar manchmal recht heftig durch die Luft schleudern.

Hier war die Eihaut ganz schön stabil, sodaß ich mithalf, sie zu öffnen. Der dunkelbraune Fleck oben ist noch ein Rest von der stark durchblutet gewesenen Placenta.

Diese Eihaut ist tatsächlich besonders stabil!

Hier ist sie nun weg, und die Mutter nabelt ihr Baby weiter ab.

Sie beendet das Abnabeln kurz vor dem Bäuchlein des Welpen, der nun schlaff auf ihrem Bein liegt.

Der erste kleine dünne Schrei, und die Mami schaut entzückt ihr Baby an.

Es ist wichtig, daß die Mutterhündin die Nachgeburt frißt, weil darin Hormone enthalten sind, die ihre Milchproduktion anregen. Außerdem dient es als Nahrung, weil die Mutter die folgenden Tage nicht freiwilling aus ihrer Wurfkiste heraus will. Ein Erbe von Wölfen, die sich auch so über die erste Zeit des Nahrungsentzugs hinaus behelfen, bis sie wieder auf die Jagd gehen.

 

5. In der Wurfkiste

Hier ist ein sauberes und trockenes Lager wichtig. Man kann alles wechseln, ohne die kleine Familie zu trennen oder groß zu stören. Dazu rollt man die Unterlage an einer Seite auf, und legt eine saubere, aufgerollte an ihre Stelle. Dann rollt man die gebrauchte weiter in Richtung der kleinen Hundefamilie, die saubere entrollt man hinterher. Dann legt man die Welpen auf die frische Unterlage, und rollt bzw. entrollt so weiter. Die Mutter wird mit ein wenig Nachdruck auch gerne zur sauberen Seite hin wechseln, und schon ist alles mit einem geringen Aufwand erneuert und frisch. Nach wenigen Tagen fallen die Reste der Nabelschnüre ab.

Ich erwähnte bereits, daß man möglichst die ersten 14 Tage die kleine Familie im Auge behält. Nach etwa 10-14 Tagen öffnen sich die Äuglein, aber sehen können die Kleinen noch nichts. Auch die kleinen Specköhrchen werden größer und beginnen sich zu öffnen.

Mit knapp 3 Wochen beginnen die Kleinen, zu sehen und zu hören. Wenn das Wetter es zuläßt, kann man sie dann mit ihrer Mami für eine kurze Zeit auf einer Decke nach draußen setzten.

 

6. Beginn der Sozialisationen / Prägephasen

 

In der bisherigen Literatur wird die Sozialisation bzw. Prägephase für den Zeitraum zwischen der 6. und 10. oder 12. Woche angegeben. Ich vermag diese Einschätzung nicht zu teilen, halte sie für oberflächlich und somit falsch. Sozialisationen in ihren näher definierten Phasen ziehen sich über das gesamte Hundeleben. Andernfalls könnten Hunde nichts mehr nach der 12. Lebenswoche geistig aufnehmen, analysieren und verarbeiten, oder erlernte Dinge umlernen.

 

6.a. die erste Phase der Sozialisation, der blinde Saugwelpe

Sie beginnt in dem Moment der Geburt, des Abnabelns. Sie wird unbewußt empfunden, Geborgenheit und Harmonie der Mutter und des Umfeldes bestimmen später zu einem hohen Prozentsatz die Souveränität des künftigen erwachsenen Welpen. Kleinkinder haben zu diesem Zeitpunkt nichts an der Wurfkiste verloren, nur unter Aufsicht gucken. Die Handlungen der Welpen sind instiktiv: das Heranrobben an die Milchleiste der Mutter, Kontaktliegen der Welpen untereinander oder an und auf der Mutter. Passiert Welpen etwas in der Phase, so kann die Auswirkung darauf ihr Leben lang andauern.

Ein Beispiel hierfür ist meine Golbibi. Ihre Mami Cheschmesch nabelte sie zu schnell und zu kurz ab, da bereits der nächste Welpe unmittelbar folgte, den sie versorgen mußte. Golbibi lag da, wie tot und blutete aus dem Nabel, schrie oder atmete nicht. Ich reinigte dann ihre Atemwege und rieb sie trocken, wobei ich vorsichtig den Bauchnabel zu hielt.

Golbibi überlebte, hatte aber einen Hirnschaden wegen des Blutverlustes und Sauerstoffmangels. Nun folgt eine unerhörte Hirnleistung, die ein Menschenbaby so sicher nicht hätte leisten können. Wenn Golbibi an die Milchquelle wollte, robbte sie zunächst mit in den Nacken überdehntem Köpfchen in die entgegengesetzte Richtung. Nach drei Tagen hatte ihr Gehirn umgelernt, und sie gelangte wie ihre Geschwister ohne meine Hilfe an die Mutterbrust. Hier hat ihr Gehirn zur Orientierung andere Zellen aktivieren können, und dieser Schaden wurde vollends kompensiert. Damit ist bewiesen, daß das Gehirn bereits im Alter eines tauben und blinden Welpen enorme Leistungen zu vollbringen imstande ist.

Mit sechs Jahren allerdings begann sie leicht in der Hinterhand zu zittern, mit zunehmendem Alter wurde / wird es mehr, behindert sie allerdings überhaupt nicht.

Müssen die Welpen ohne Mutter aufwachsen, ist eine permanente streichelnde Zuwendung sehr wichtig, die Mutterzunge muß ersetzt werden, das Gefühl der Geborgenheit vermittelt. Welpen, die hier sich selbst überlassen bleiben, und lediglich funktional versorgt werden, werden später Probleme bei Sozialkontakten und Ängste haben.

Die erste Phase der Sozialisation endet dort, wo sich die Äuglein öffnen, die Specköhrchen "entrollen", äußere Dinge wahrgenommen werden können.

 

6.b. Die zweite Phase der Sozialisation, der Welpe

Sie beginnt mit den ersten bewußten Wahrnehmungen und Reaktionen der Welpen darauf. Sie beginnen, sich gegenseitig bewußt wahrzunehmen und spielen miteinander. Das bereitet Spaß und wird zunehmend kultiviert. Auch ihre Mutterfixierung ist eine Interaktion, die durch das Ablecken durch die Mutterzunge bewußt bestärkt wird. Das vermittelt ein Gefühl der Geborgenheit und aus diesem Gefühl heraus sind die Welpen mit einem Nachschlag an Selbstvertrauen gerüstet, Erkundigungen einzuholen. An jedem Tag kommt etwas mehr dazu, wird verarbeitet und gelernt.

Sie werden erst ängstlich herum krabbeln, weinen und sich übereinander zusammen kuscheln. Doch nach ein paar Tagen wackeln sie schon alleine durch das Gras, verstecken sich hinter oder unter großen Blättern, spielen unbeholfen, um dann mitten im Spiel in Tiefschlaf zu versinken.

Und da ist jede Stellung richtig und wird als bequem genug empfunden.

Du hast mich aufgeweckt!

Die Wurfkiste bleibt noch einige Wochen die kleine Heimat, der sichere Ort für die Welpen, wohin sie sich gefahrlos zurück ziehen können. Erst allmählich suchen sie sich auch andere Liegeplätze.

Hier ist nun der Züchter sehr wichtig, er muß sich nun vermehrt mit den Kleinen beschäftigen, damit diese auch Menschen kennen lernen. Die streichelnde Hand ist wie eine Mutterzunge, die menschliche Stimme kann wie Balsam sein, aber auch sehr furchteinflößend, daher stets sanft und begütigend einzusetzen. Die Kleinen lernen bereits, Worte zu unterscheiden. Bei mir ist es der Welpenruf Butzibutz, den sie nie mehr verlernen, und sie an ihre unbeschwerte Kindheit erinnern. Danach erst lernen sie ihre individuellen Namen bei mir.

Bei Salukis werden alle notwendigen Dinge bis zur 12. / 14. Woche gelernt. In der Zeit davor, also frühestens mit 12 Wochen, ist der Zeitpunkt ideal, Welpen in ein neues Zuhause umzusiedeln.

Ab der 14. / 16. Woche beginnen mehr oder weniger ernsthafte Bemühungen, in der Welpenhierarchie einen hohen Rang zu ergattern, wenn die Welpen zusammen bleiben.

Ich weiß, daß es bei anderen Rassen nicht so ist, zum Beispiel erklären Züchter von Bullterriern, daß bei dieser Rasse der Abgabetermin mit bereits 8 Wochen ideal ist. Das muß ich glauben, aber bei Salukis ist es definitiv nicht so, wenn sie ein schönes Zuhause beim Züchter haben.

Sind die Welpen etwa 10 Wochen alt, interessieren sich auch die Rüden für sie. Sie spielen mit ihnen und bringen ihnen allerhand Nützliches bei, so z.B. Unterordnung oder Beute fangen. Dann sind die Kleinen fast erschlagen vor Überraschung und Stolz, daß ein so übermächtiger Rüde sie wahrnimmt, selbst wenn dieser gerade mal ein paar Monate älter ist, in ihren Augen aber ein Held. Zunächst mögen sie es kaum glauben, wenn einer sich mit ihnen beschäftigt, doch dann scheinen sie fast vor Glück und Stolz zu platzen. Aus diesem Erlebnis nehmen sie eine schöne Portion von Selbstbewußsein und Respekt für ihr eigenes und anderer Leben mit in ihre Zukunft. Das sollte man ihnen niemals verwehren, indem sie zu früh aus ihrer kleinen Familie heraus gerissen werden.

Es reicht vollkommen, wenn der neue Besitzer wenigstens bis zur vollendeten 12. Woche wartet, er hat das Hundekind dann noch lange genug. Hier wäre es natürlich optimal, wenn der künftige Besitzer seinen Welpen beim Züchter gerne regelmäßig besucht, denn dann kann aus der Hundefamilie heraus auch eine Bindung aufgebaut werden, und die Trennung vom gewohnten Umfeld und Hunden / Züchter ist nicht so abrupt. Und ein Welpe, der Menschen kennen gelernt hat, ist sein Leben lang in jeder Altersphase in der Lage, wiederum einen gänzlich neuen Menschen anzunehmen, zu lieben, und bei ihm zu leben, ohne je den vorangegangenen Menschen zu vergessen, aber andererseits auch keine Menschen, die schlecht zu ihm waren. Das ist der große Unterschied zwischen Hunden und Menschen. Die Hunde öffnen ihr Herz allen, die lieb zu ihnen sind. Verschlagenheit auf emotionalem Gebiet kennen sie nicht.

 

6.c. Urvertrauen

Liebe Leser, wenn Sie nun diesen Abschnitt lesen, werden manche denken, nun spinnt sie total. Nein, tut sie nicht. Ich meine es wirklich ernst.

Kleine Welpen toben, spielen, entdecken, tun sich manchmal weh. Dann ist ein großes Geschrei, man befürchtet als Züchter Schlimmes. Meistens ist aber nichts Ernstes passiert. Doch ich nehme dann stets den schreienden Welpen auf den Arm, schaue, was er hat - meistens gar nichts. Aber der Welpe sieht das natürlich anders. Also reagiere ich auf ihn, untersuche ihn mit tröstenden Worten, puste etwas die "böse Stelle" und achte genau darauf, daß mein Trösten nicht wie ein Veralbern des Welpen herüber kommt, auch würde ich niemals dem Welpen bedeuten, sich nicht so anzustellen, es ist doch gar nichts passiert. Ich bedeute ihm, daß ich ihn ernst nehme!

Nach der Inspektion behalte ich den Kleinen auf dem Arm, und beginne eine kleine Wanderung, das kann über mein ganzes Land gehen. Durch die leicht schaukelnde Bewegung vermittle ich die Geborgenheit im Uterus der Mutterhündin, gleichzeitig säusele ich dem Welpen ins Ohr.

Und ich mag es kaum schreiben, tue es aber doch. Ich singe dann ganz leise ( damit mich bloß kein anderer Mensch hört ) "Heile heile Gänschen, ist alles wieder gut. Gänschen hat ein Schwänzchen, alles wie es muß. Heile heile Gänsespeck, in 100 Jahren ist alles weg."

Vermutlich geht der Text anders, aber das ist wurscht. Doch der Eindruck auf den Welpen ist immens! DAS Rüstzeug, was er so mitbekommt, läßt ihn später souverän sein, er fühlt sich ernst genommen, hat es in unserem Interesse nicht nötig, auf der Bahn oder sonstwo zu raufen.

Ich nehme aber auch die Welpen immer wieder ohne "Verletzungsgeschrei" auf den Arm und beginne eine Wanderung, mit jedem Einzelnen. Und die Kleinen genießen es! Ich gebe so dem jeweiligen Welpen das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein, einmalig und wichtig. Das stärkt ein souveränes Selbstbewußtsein. Solche Hunde haben es später nicht nötig, andere zu unterdrücken oder zu Angstbeißern zu werden. Sie werden souverän "über den Dingen stehen."

 

6.d. Die dritte Phase der Sozialisation, der Junghund, der erwachsene Hund.

Wenn aus dem Welpen ein Junghund geworden ist, und er in sein neues Heim umgezogen ist, beginnt die dritte Phase der Sozialisation. Die wichtigsten Informationen sind mit ca. 12 Wochen abgespeichert, sozusagen das Gerüst für die Zukunft. Dieses Gerüst wird nun mit neuen Erfahrungen ausgekleidet. Diese neuen Erfahrungen können Stadtleben sein, Welpenschule, Rennbahn gucken, neue Menschen und Umfeld kennen lernen, fremde Hunde erleben usw.

In dieser vorpubertären Zeit werden Erlebnisse besonders in das Gedächtnis eingegraben, seien es positive oder auch negative. Gegen positive gibt es nichts einzuwenden, die können unbesprochen hingenommen werden. Negative hingegen können den Charakter in einer Weise beeinflussen, die nicht gefallen kann. So z.B., wenn der Saluki ein schlimmes Erlebnis hat, zum Besipiel von einem fremden Hund gebissen wird, oder von einem Menschen geschlagen, wenn er allein ist, weil er seinen Besitzer beim Spaziergang verloren hat, eben alles, was Angst bereitet. Diese oder ähnliche negative Erlebnisse können ihn scheu werden lassen, was bei vergleichbaren Erlebnissen zu einem späteren Zeitpunkt nicht so sein muß.

Mit der Geschlechtsreife endet die Kindheit, dennoch bleiben die Hunde ihr Leben lang lernfähig, die dritte Phase der Sozialisation endet erst mit dem Tod des Hundes. Es ist eine nicht mehr haltbare Auffassung, daß Hunde mit ihrer leider immer noch kolportierten Prägephase nur bis zur 12. Woche definiert werden.

 

7. Trockene / weiße Läufigkeit

Hier zeigt die Hündin zwischen wenig und keinerlei sichtbaren Läufigkeitssymptomen. Beachtung fand dieses Phänomen bis vor einigen Jahren lediglich dann, wenn Züchter meinten, daß ihre Hündin gar nicht läufig würde, und Tierärzte aufsuchten. Gynäkologische Forschungen wurden erst in den vergangenen 10 - 15 Jahren vorgenommen. Wohl bemerkt, die Fragestellung war: Warum wird meine Hündin nicht läufig.

Die Frage war nie, daß man zum TA ging, da eine Hündin fehlbelegt war.

Mir war dieses Phänomen gänzlich unbekannt, als sich in meiner Zuchtstätte eine junge Hündin ohne Zeichen einer Läufigkeit decken ließ.

Seither habe ich genau darauf geachtet, Protokolle angefertigt und festgestellt, daß jede Hündin trocken läufig werden kann, ohne irgend welche Anzeichen, oder aber auch mit geschwollener Vulva und ohne Blutung, die selbe Hündin kann später wieder ganz "normal" bluten. Warum das so ist, weiß ich nicht, vermute aber, daß es mit variablen dynamischen Hierarchien im Rudel zusammen hängen könnte. Gammahündinnen haben kein "Recht" auf Nachwuchs, so "machen sie es heimlich", wieder ähnlich, wie bei Wölfen. Ich weiß ferner, daß dieses weder eine Krankheit ist, noch unnatürlich.

In Deutschland gibt es gegenwärtig zu diesem Thema zwei Koryphäen der Reproduktionsmedizin, das sind die Damen Prof. Dr. Anne Rose Günzel - Apel von der TiHo Hannover und Frau Dr. Andrea Münnich von der FU Berlin. Nachfolgend die Bewertungen beider Medizinerinnen:

 

 

8. Pyometra

Eine Pyometra ist eine Gebärmutterentzündung, die, wenn sie erst bei Ausbruch der Symptome entdeckt wird, häufig zum Tode führt. In jedem Falle ist eine umgehende Kastration mit hoher Antibiotikumgabe indiziert.

Doch wie kommt es dazu?

Ist eine Hündin läufig, so ist die Cerxiv ( Muttermund ) leicht geöffnet, um das Läufigkeitssekret heraus zu lassen, und bei Bedeckung die Spermien hinein. Damit ist aber auch gleichzeitig eine Eintrittspforte für Erreger vorhanden.

Gelangen nun Erreger durch die Cervix hindurch in den Uterus, so bleiben sie dort sitzen, noch passiert nichts. Ist die Läufigkeit nach ca. 3 Wochen beendet, und die Cervix schließt sich wieder, haben die Erreger ein wunderbares Millieu, in dem sie sich jetzt vermehren können, es ist warm und feucht. Je nach Abwehrlage und Allgemeinzustand der Hündin kommt es zu einer Pyometra, wobei der Uterus stark anschwillt, und sich eine stinkige Eitersuppe darin entwickelt. Platzt dann der Uterus, wird die Hündin sterben. Ist er noch nicht geplatzt, und der aufmerksame Besitzer hat Fieber bei der Hündin festgestellt, und daß sie sehr viel trinkt, dann auch bedenkt, daß die Läufigkeit erst wenige Wochen zurück liegt, hat sie noch bei unverzüglicher Kastration eine Überlebenschance.

Doch wie kann man als Besitzer die drohende Gefahr erkennen? Nun, ich habe folgende Beobachtung gemacht:

Der Geruch an der Vagina einer gesunden Hündin erinnert an eine frische Blumenwiese, dieser Duft ist unter der Läufigkeit noch etwas intensiver. Beobachten man nun, daß das Blut um die Standzeit herum wieder etwas intensiver in der Farbe wird, soll man ein Papiertaschentuch nehmen, und Sekret abtupfen. Verfärbt sich das Tuch bräunlich mit einem grünlichen Rand und riecht etwas nach faulig süßen Eiern, dann besteht eine Vaginitis ( Scheidenentzündung ), die sich zu einer Pyomatra entwickeln kann. Dann ist eine antibiotische Behandlung unbedingt indiziert. Bei dem Erreger handelt es sich meistens um den Staphylokokkus Aureus.

 

9. Eingriffe in den Hormonhaushalt der Hündin

9.a. Wegspritzen der Läufigkeit

Das Wegspritzen von Läufigkeiten ist ein Eingriff in den Hormonhaushalt der Hündin von großer Tragweite. Derart behandelte Hündinnen werden früher oder später ihre Pyometra bekommen, ferner sind sie durchgängig leistungsschwach und mißmutig, manchmal sogar bissig, abhängig von der Rasse. Wer seine Hündin liebt, tut ihr wegen eigener Bequemlichkeit so etwas nicht an! Die paar Tage im Jahr sind doch auch so zu überstehen. Eine Antibaby Pille in der Humanmedizin wird täglich eingenommen, um den weiblichen Körper nicht mit Hormonen zu überschwemmen, die benötigte Menge zur Verhütung wird auf kleine tägliche Dosen aufgeteilt. Einer Hündin wird eine Spritze verabreicht, die für 1/2 Jahr reicht!

 

9.b. Nidationsverhinderung

Fehlbelegung der Hündin, was nun? Es gibt ein Medikament, Menformon K, welches nach Fehlbelegung am 5., 7. und 9. Tag gespritzt wird, und welches eine Nidation ( Einnisten des befruchteten Eies in den Uterus ) verhindert. Von Nebenwirkungen ist nicht viel zu lesen, zumindest nicht von folgenden: Eine Zuchthündin wird u.U. auf Jahre nicht mehr aufnehmen, und dieses Medikament kann eine Knochenmarksdepression verursachen! Dies Letztere ist dann ein sehr schweres Krankheitsbild:

( Diese Hündin hat, allerdings mit Spätschäden, überlebt )

Diese andere Hündin war nach Menformon K auch auf Leben und Tod erkrankt, genas auch wieder. Sie hatte sonst immer etwas Gewichtsprobleme, neigte zur Üppigkeit, hier ist sie fast zu einem Skelett abgemagert. Sie starb mit 8 1/2 Jahren, gänzlich untypisch für meine Zucht und ihrer langlebigen Verwandtschaft.

9.c. Interruptio

Ist eine Hündin fehlbelegt, so kann man mit dem Medikament Alizin eine Unterbrechung einleiten. Hier sind keine gesundheitlichen körperlichen Schäden für die Hündin beschrieben.

9.d. Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation

Dieser Unterschied ist vielen Leuten nicht ganz klar. Darum hier eine Erklärung: Beide Eingriffe dienen der Unfruchtbarmachung von männlichen oder weiblichen Wesen.

Sterilisation beim Rüden: Durchtrennung der Samenstränge, das Interesse am anderen Geschlecht bleibt bestehen, auch wird der Rüde von seinen Artgenossen als vollwertiger Rüde anerkannt. Er kann zwar noch ejakulieren, ist jedoch unfruchtbar, da sich keine Spermien mehr in seinem Ejakulat befinden.

Kastration beim Rüden: Hier werden die Hoden amputiert, der Rüde kann nicht mehr zeugen, seine Libido läßt nach und verschwindet später in der Regel ganz. Er wird von anderen Rüden nicht mehr als Rüde wahrgenommen.

Sterilisation bei der Hündin: Man durchtrennt die Adnexen ( Eierstöcke ), sodaß die Ovarien nicht mehr den Weg durch die Eierstöcke hindurch zum Uterus antreten können, und auch die Spermien auf dem Weg hin zu den befruchtungsfähigen Ovarien ausgebremst werden. Die Hündin riecht vollwertig nach Hündin und ihr Verhalten ist unverändert.

Kastration bei der Hündin: Hier werden der Uterus und die Eierstöcke amputiert, die Hündin wird zu einem Neutrum. Pech nur, wenn auch nur ein winziger Teil von Adnexengewebe in der Bauchhöhle verbleibt, dann werden dort munter weiterhin Hormone produziert, und die arme Hündin hat gar keine Ruhe mehr von männlichen Minnesängern.

Bei Kastrationen beider Geschlechter verändert sich oftmals das Fell, bei der Sterilisation nicht. Mittelschwere und schwere Hündinnen können nach einer Kastration häufig nicht mehr ihren Urin halten.

 

10. Vererbung

Hier möchte ich mich außerhalb von Schulweisheiten bewegen, sicherlich weiß jeder, daß weibliche Chromosomen x sind, männliche y. Sie sind doppelt angelegt. Hündinnen haben xx, Rüden xy. Die Chromosomen sitzen im Zellkern, und enthalten Gene, also, Erbinformationen. So weit, so gut.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Genforschung unglaubliche Fortschritte erzielt. Viele Geheimnisse wurden gelöst, noch mehr warten auf Entdeckung, auch in der Kynologie.

Erbgänge werden transparent, so z.B. weiß man seit Mendel, wie sich Anlagen vererben. Hier einmal eine statistische Veranschaulichung.

AA = Hündin ohne pathologische Erbanlagen.

Aa = Rüde, Träger von pathologischen Erbanlagen.

( aa = Merkmalsträger, also kranke Hunde, werden nicht zur Zucht eingesetzt )

Natürlich kann das auch umgekehrt sein, aber bleiben wir mal bei diesem Beispiel.

Verpaart man nun AA mit Aa, so erhält man statistisch 50% AA Welpen, also gesunde, und 50% Aa Welpen, also gesund erscheinende, dabei sind sie Träger des pathologischen Genes, ohne selbst krank zu sein. Das bedeutet, daß sich u.U. über Ge-ne-ra-tio-nen, also rezessiv, pathologische Erbanlagen "die Hand geben", man wird sie einfach nicht los, ohne es zu merken.

Verpaart man nun Aa mit Aa, also gesund erscheinende Elterntiere, erhält man statistisch betrachtet 25% AA, also gesunde Welpen, 50% Träger, jedoch gesund erscheinend, und 25% kranke Welpen.

Oder auch anders ausgedrückt, 25% gesunde Welpen, 50% der Welpen sind nicht krank erscheinende Trägerhunde und 25% Merkmalsträger, also, man sieht es, daß sie krank sind.

Ahnen Sie jetzt, wie kompliziert Zucht ist? Doch das hier ist sozusagen erste Schulklasse, Papa Mendel, der den Grundstock legte.

Hier ein Link, leicht verständlich und sehr lehrreich.

http://www.deki-la-chenga.de/info/zuechter/inzucht.htm#Inzuchtdepression
 

Heute ist die Forschung sehr viel weiter, als zu Mendels Zeiten, man ist gegenwärtig dabei, die Gene zuständig für bestimmte Farben zu entschlüsseln. Auch hat man bereits einige Gene entschlüsselt, wo die krankmachenden Erbanlagen für bestimmte Erkrankungen sitzen, alles sehr kompliziert, dafür spannend - tatsächlich!

Über das sich in allen weiblichen Nachkommen befindliche XX Chromosom ging der Gen Forscher Dr. Peter Savolainen bis zur "Ur Eva" der Hunde zurück. Siehe auch den Link "Vom Wolf zum Hund"

In der Zwischenzeit glauben andere Forscher aus Amerika, den vielleicht anderen Urahn unserer Hunde im vorderen Orient belegen zu können. Es bewegt sich zur Zeit viel auf diesem Gebiet. Was heute noch in Stein gehauen scheint, ist morgen widerlegt.

So abwegig scheint diese Vermutung nicht zu sein, wer hätte noch vor dem 25.3.2010 gedacht, daß bis vor ca. 40 000 Jahren eine dritte Menschenrasse im Altai Gebirge gelebt hatte, die vor 1 Million Jahren der gemeinsame Vorfahr des homo sapiens und Neandertalers war...

 

11. Epigenetik

Schalter, die Gene an- und ausknipsen

Wie dieses Merken funktioniert, ist Gegenstand eines der gegenwärtig aufregendsten Forschungsfelder der Molekularbiologie: der "Epigenetik". Epigenetische Marker stecken nicht in den Buchstaben der DNS selbst, sondern auf ihr: Es sind chemische Anhängsel, die entlang des Doppel-Helix-Strangs oder auf dem "Verpackungsmaterial" der DNS verteilt sind. Sie wirken als Schalter, die Gene an- und ausknipsen. In den vergangenen Jahren haben Epigenetiker große Fortschritte im Verständnis dieser übergeordneten Steuermechanismen erzielt. Dabei wurde immer klarer, dass das Epigenom für die Entwicklung eines gesunden Organismus ebenso wichtig ist wie die DNS selbst. Deutlich wurde bei den Forschungen auch, dass das Epigenom durch äußere Einflüsse weit leichter als die Gene verändert werden kann. Die größte Überraschung aber ist: Epigenetische Signale werden von den Eltern an die Kinder weitergegeben.

Die neuen Entdeckungen erschüttern das bisherige Wissen über Genetik und gängige Vorstellungen von Identität. Stellen also infrage, was gemeinhin angenommen wird: dass die DNS unser Aussehen, unsere Persönlichkeit und unsere Krankheitsrisiken bestimmt. Die These "Die Gene sind unser Schicksal" ist bei vielen zur Überzeugung geworden. Solche eindimensionalen Vorstellungen aber sind nun obsolet. Denn selbst wenn Menschen exakt über die gleichen Gene verfügen, unterscheiden sie sich häufig in den Mustern der Genaktivität und damit auch in ihren Eigenschaften.

Der epigenetische Code, der unsere DNS kontrolliert, erweist sich als der Mechanismus, mit dem wir uns diesen Veränderungen anpassen. Die Epigenetik zeigt uns, dass kleine Dinge im Leben große Wirkung entfalten können.

Doch was bedeutet das für unsere Zucht?

Erworbene Eigenschaften können sich vererben und genetisch verankern. Das bezieht sich einmal auf körperliche Veränderungen aufgrund von Umwelteinflüssen. Durch schlechte Aufzucht oder Haltung kann sich ein besonderes Krankheitsrisiko entwickeln, welches an die Nachzucht trotz besserer späterer Aufzucht folgender Generationen weiter gegeben werden kann.

Haltung kann auch das Gegenteil bewirken, so zum Beispiel spricht Burchhard von Oettingen bereits vor 1900 von den Trakehner Pferden, die ihre Härte, Genügsamkeit und Leistungsfähigkeit in wenigen Generationen auf der Scholle Ostpreußen erworben haben, wo das Klima wesentlich rauher, als z. B. am Rhein mit seinem besonders milden Klima ist.

Aber auch das Verhalten wird erworben. Leben die Windhunde überwiegend auf der Couch, und können nicht alternativ zur Jagd auf der Rennbahn oder beim Coursing ihrer Hetzleidenschaft frönen, verkümmert diese Eigenschaft, für die sie ja einmal gezüchtet wurden. Damit ginge ein wichtiger Bestandteil und die Identität dieser Rassen verloren.

Aber auch umgekehrt wurden aus umgänglichen Staffordshire Terriern und Pitbulls aggressive Kämpfer anderen Tieren gegenüber gezüchtet, um die Perversionen mancher Leute zu befriedigen. Selektiv gezüchtet, blieben diese Tiere in der Regel ihren wahren Peinigern Menschen gegenüber loyal und freundlich, ihren Artgenossen gegenüber nicht.

Auch äußerliche Erscheinungsbilder können so der veränderten Umwelt angepaßt werden, zum Beispiel, wenn ein dichtes und wärmendes Fell nicht mehr benötigt wird. Durch Mutationen wird es kurzhaarig, manifestiert sich, und wird weiter vererbt. Diese veränderte Erbanlage wird rezessiv bzw. dominant ( Sloughis, Azawakhs ) an spätere Generationen weiter gegeben, sind dann aber keine jedesmal auftretenden überraschenden Mutationen mehr.

Die Epigenetik erfaßt nicht nur neu erworbenen Charaktereingenschaften, sondern auch neu erworbene äußerliche Merkmale sowie neu erworbene Verhaltensweisen, jeweils den Umwelteinflüssen angepaßt.

Somit trägt der Züchter sehr viel Verantwortung, nämlich weitaus mehr, als manche annehmen.