Mamnouna, die Hündin aus dem Irak

 

Im Zuchtbuch XL ( 2002 - 2003 ) auf Seite 166 - 170, sowie im UW 4'04, Saluki Themenheft auf den Seiten 32 und 33 erschien ein Artikel über die Import Salukihündin Mamnouna, verfaßt von Walter Brandt und Astrid Söchtig.

Ich zitiere drei Absätze, auf dessen Inhalt ich mich beziehe:

Zitat 1:

"Einige Zeit später verlor Mamnouna ihr Zuhause bei Frau Landois-Flügel, weil diese nicht mehr mit der temperamentvollen und zeitweilig auch aggressiven Hündin zurecht kam. Verschiedene Salukizüchter interessierten sich für Mamnouna und versuchten, einen Wurf mit ihr zu züchten. Da sich Mamnouna jedoch niemals mehr decken ließ, wanderte sie von Hand zu Hand. Für kurze Zeit lebte sie auch in der Saluki Zuchtstätte el Saraje von Theodore Knussert. Auch dort war sie nicht bereit, die ihr als Partner zugedachten Rüden zu akzeptieren und ließ ihren Aggressionen freien Lauf - die ihr zugedachten Deckrüden hätte sie am liebsten alle umgebracht. So wurde Mamnouna schließlich, inzwischen schon 7 jährig, bei Frau Marianne Hessing ( Saluki Zuchtstätte Mumtachir ar rih ) abgeladen."

Zitat 2:

"Auch Frau Hessing wollte gern einen Wurf mit Mamnouna züchten. Als ihr klar wurde, daß Mamnouna sich um keinen Preis decken lassen würde, schloß Frau Hessing sich mit der Tierärztlichen Hochschule in Hannover kurz und besamte die Hündin mit Hilfe eines Glasröhrchen und dem Samen des Rüden Imazar von Klein Vossenburg kurzerhand selbst."

( Anmerkung: Das sollte man einmal einem Tierarzt vorlesen, oder einem Züchter mit Erfahrung. Beide würden diese Geschichte ebenfalls kurzerhand in das Reich der Fabeln verbannen. Eine einzelne Person kann nicht einen Salukirüden absamen. Eine künstliche Befruchtung wie hier dargestellt, ist weder aus medizinischer, noch biologischer, noch anatomischer, noch hygienischer Sicht möglich. Wenn ein TA abgesamt hat, dann muß er den Penis des Rüden so lange nach hinten ziehen, bis der Knoten im Penis wieder abgeschwollen ist, und der Rüde wieder einschachten kann. Das erfordert Kraft und Durchhaltevermögen in einer anstrengenden Körperhaltung für den Menschen, der absamt. Und das dauert genau so lange, wie Rüden und Hündinnen bei einem normalen Deckakt hängen. Nun ein starres Glasröhrchen, welches wenigstens 25 cm lang sein müßte, einsetzen zu wollen, ist absoluter Humbug. Ich bin davon überzeugt, daß sich die TiHo dagegen verwahren würde, derartige Ratschläge einem medizinischen Laien erteilt zu haben. Das würde dem Berufsbild des Tierarztes und der beruflichen Ethik gröblich widersprechen. Es bleibt somit nur die Tatsache eines natürlichen Deckaktes übrig ).

Zitat 3:

"Mamnouna ließ Frau Hessing die Welpen erst sechs Wochen nach der Geburt besichtigen. Hierzu hebelte Frau Hessing die Hündin ( gemeint ist ein Welpe ) mit einem Apfelpflücker durch das Fenster nach draußen."

( Anmerkung: Auch dieses kann getrost in das Reich der Fabeln verwiesen werden. Ein Welpe von 6 Wochen wiegt etwa +- 4 kg. Abgesehen davon, daß ein Apfelpflücker Verletzungen mit seinen scharfen und eckigen Kanten verursachen kann, muß man sich fragen, wie eine über 70 jährige Frau die Kraft hätte aufbringen sollen, über zwei bis drei Meter Lastarm und vielleicht 50cm Kraftarm, dieses Gewicht zu stemmen, zumal der Welpe sich bestimmt nicht freiwilling in den Apfelpflücker gequetscht hätte. In dem Alter hätte er da höchstens neugierig sein Köpfchen hineinstecken können )

Doch nun der Reihe nach.

 

Mamnouna s Geschichte

Seit etlichen Jahren versuchte ich, Fräulein Gudrun Flügel, die 1963 Mamnouna nach Deutschland importierte, ausfindig zu machen. Was auch immer ich versuchte, es war nicht möglich, und so gab ich auf. Das einzige, was ich wußte, war das, was in den Zuchtbüchern zu lesen war, und daß Mamnouna offensichtlich von Fräulein Flügel an Marianne Hessing gegeben wurde. Dort wurde Mamnouna zu einer züchterischen Säule in der Zuchtstätte Mumtachir ar rih.

Doch der Zufall kam zu Hilfe.

Der Salukifreund Jürgen Sulzbach besaß und besitzt Salukis aus meiner Zucht. Er ist ein Globetrotter, und die meiste Zeit des Jahres auf Reisen, so auch 1997, diesmal mit seiner Frau Anja.

Anja und Jürgen waren in Zürich, und Anja wollte das Grab des Dichters und Philosophen Max Frisch besuchen. Max Frisch gehört zu den Schriftstellern, die auch ich verehre, seine Tagebücher wurden zu einem festen Bestandteil meiner Lektüre. Anja führte Mamnouna´s Bibaq an der Leine, als plötzlich eine alte Dame auf sie zulief, sie konnte kaum ihre Tränen zurück halten, schaute nur auf Bibaq und schluchtzte immer wieder Mamnouna, Mamnouna. Als sie sich gefaßt hatte, kamen die Damen ins Gespräch, und es stellte sich heraus, daß die alte Dame Frau Gudrun Landois, geborene Flügel, war. Die beiden Damen unterhielten sich, Anja berichtete, daß Bibaq ein Nachfahre ihrer alten Mamnouna war und ihren Namen trägt. Zum Glück war sie geistesgegenwärtig genug, sich die Adresse und den Namen ihrer Gesprächspartnerin geben zu lassen, und teilte es mir mit.

Seither haben Frau Gudrun Londois und ich Kontakt, und sie erzählte mir die Geschichte ihrer Salukihündin vom Shamar Beduinen Stamm, die sie Anfang der 60er Jahre bekam.

 

Gudrun Flügel arbeitete in der deutschen Botschaft in Baghdad, wurde später wieder nach Deutschland / Bonn versetzt. Dieses Bild zeigt sie Ende der 90er Jahre.

 

Fräulein Flügel sah ihren ersten Saluki in Baghdad, er gehörte einem Ehepaar, Frau und Herrn De Ketelaerc. Er war mit den Beduinen befreundet, selbst Jäger, und ging mit ihnen zur Jagd. Auch er war ein Botschaftsangehöriger, und mit dessen Frau verband Gudrun Flügel eine Freundschaft. Die Anmut dieses Hundes weckte in ihr den Wunsch, auch solch ein edles Tier zu besitzen, aber sie hatte keine Chance, denn diese Hunde waren nicht zu kaufen.

Ihr Bekannter hingegen pflegte eine freundschaftliche Verbindung zu den Shamar Beduinen, auf alle Fälle war er dort häufiger zur Jagd eingeladen. Er erbot sich, sich für sie eine Hündin von den Shamar Beduinen schenken zu lassen.

Als sie alt genug war, kam die am 9.1.1962 geborene kleine Mamnouna nach Baghdad zu ihrem neuen Frauchen. Dort bezauberte sie jeden, der sie sah, und sie hatte im Garten der Deutschen Botschaft Narrenfreiheit. Sie war unbefangen und zu allerhand Späßen aufgelegt, sie half dem Gärtner Löcher buddeln, und sorgte für nötig gewordene neue Bepflanzung. Sie machte eben alles, was so zu einem kleinen fröhlichen Saluki dazu gehört.

Eines Tages war Mamnouna verschwunden, sie befand sich nicht mehr auf dem Botschaftsgelände, es stellte sich heraus, daß sie gestohlen war.

Es wurde die Polizei alarmiert, und da die Hündin vom Botschaftsgelände entwendet war, und man damals sehr gute Beziehungen zu Deutschland pflege, wurde dieser Diebstahl zur Chefsache der Polizei. Das Botschafterviertel wurde abgeriegelt, Häuser kontrolliert. Die Aktivitäten der Polizei muß bei den Dieben einen großen Eindruck gemacht haben, nach drei Tagen wurde Mamnouna nachts über den Zaun der Botschaft geworfen.

Die vormals so unbefangene Hündin war scheu, ängstlich und mißtrauisch, sie muß in der kurzen Zeit Schreckliches durchgemacht haben. Man merkte ihr deutlich an, daß sie gequält worden war.

Es dauerte eine Zeit, bis die kleine Mamnouna diesen Schrecken überwunden hatte, und sie wurde eine entzückende Begleiterin von Gudrun Flügel.

 

Mamnouna in Baghdad

der Schalk steht ihr wieder ins Gesicht geschrieben.

 

Im folgenden Jahr wurde Gudrun Flügel nach Deutschland zurück berufen, und im März 1963 begab sie sich mit ihrer Hündin auf die Heimreise nach Deutschland. Sie fuhr mit Mamnouna in ihrem VW Käfer über 4.000 km bis nach Hause.

Mamnouna´s Exportbescheinigung, aus der ihre Personalien, Reiseroute, Impfung usw hervorgehen.

 

Mamnouna wurde in das Zuchtbuch des DWZRV eingetragen, und erfolgreich auf Ausstellungen vorgeführt.

Am 27. September 1964 nahm Mamnouna am Bundessieger Rennen in Köln teil, wo sie den 2. Platz belegte. ( Sie lief die 3. beste Zeit aller Salukis ).

Dr. H.J. Fischer schreibt in der November Ausgabe der Windhundpost dazu:

"Die schöne Rasse der Salukis, die wir leider nur so selten sehen, war mit 7 Hunden vertreten. Bei den Hündinnen siegte Badija el Saraje vor der bildhübschen, zierlichen Importhündin Mamnouna, im Rüdenfeld der sieggewohnte Ahmed el Hakim."

Gudrun Flügel meldete eine Zuchtstätte mit dem Namen "el Shamar" an, und züchtete mit Mamnouna einen Wurf nach dem Internationalen Champion Waki el Saraje. Sie fuhr zusammen mit ihrer Mutter von Oberkassel nach Havixbek zu Frau Theodore Knussert. Mamnouna ließ sich gleich von Waki decken, und die beiden Damen fuhren wieder nach Hause. Mamnouna war nur einen Tag in Havixbek. Der Wurf fiel am 3. August 1965, und Gudrun Flügel behielt einen Rüden, Ali el Shamar. Ali blieb bis zu seinem Tode im Familienbesitz und hat eine noch heute schön gepflegte Grabstätte.

Mamnouna el Shamar

In der Zwischenzeit heiratete Gudrun Flügel und hieß fortan Gudrun Landois. Sie bekamen einen Sohn und es stellte sich heraus, daß Mamnouna auf ihn sehr eifersüchtig war. Ihre Eifersucht wurde für die Familie zu einem Problem, und so entschieden sie sich schweren Herzens, Mamnouna abzugeben. Sie verabredeten sich mit Marianne Hessing, von der sie wußten, daß diese gerne mit Importsalukis züchten würde, und trafen sich am Kamener Kreuz, wo die Übergabe stattfinden sollte.

Marianne Hessing war so sehr von Mamnouna angetan, daß sie sich mit den Worten: ist die aber schön! in das Auto beugte, und Mamnouna anfassen wollte. Die war natürlich überrumpelt, und schnappte nach der Hand. Nun, beide legten auch gleich wieder den Schwamm drüber, und die Übergabe erfolgte.

Später zog Familie Landois in die Schweiz, wo sie, inzwischen Witwe geworden, noch mit ihrem Sohn auf einem herrlichen Anwesen lebt.

Mamnouna aber lebte bis zu ihrem Tode bei Marianne Hessing, völlig im Einklang mit ihren anderen Salukis. Der Kontakt zwischen Gudrun Landois und Marianne Hessing blieb noch lange bestehen.

 

Ich habe die Artikel über Mamnouna kopiert, und Gudrun Landois geschickt. Hier ihre Antwort:

 

Fazit:

Ich weiß nicht, wie man gestrickt sein muß, um solche unwahren Behauptungen zu erfinden, zu erzählen und zu veröffentlichen, aber ich muß es auch nicht wissen. Hier kann man neben dem Menschen auch noch Saluki schreiben:

 

Sprich nie etwas Böses über einen Menschen, wenn Du es nicht gewiß weißt. Doch wenn du es gewiß weißt, so frage dich: "warum erzähle ich es?"

Autor unbekannt